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Faszination Weißenstein | Museum im Fressenden Haus
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2018 06 03 fressendes haus1984 machte die Stadt Regen das „Fressende Haus“ zum Museum. Erhaben steht der Getreidekasten, der um 1100 erbaut wurde, am Fuß der Burgruine auf dem Quarzriff des Pfahl, unzählige Besucher genießen den wunderbaren Blick auf die Wiesen und Wälder des Bayerischen Waldes.

Weil das Gebäude so viel Geld für den Unterhalt verschlang, nannte es Siegfried von Vegesack einst kurzerhand „Fressendes Haus“ – dieser Name ist geblieben. 

Das Museum wurde im Jahr 2023 neu konzipiert und im Rahmen eines Leader-Förderprogramms aufgewertet.

Wer den großen ehemaligen Getreideturm – ›das Fressende Haus‹ – des Burg-Ensembles in Weißenstein kennt, wird gleich an der Museumskasse merken, dass sich hier einiges verändert hat. Im Rahmen des Projektes ›Ertüchtigung des Fressenden Hauses‹ wurden Kassenraum und Museumsshop neugestaltet, die Ausstellung über das mittelalterliche Weißentein im 1. Stock kommt in frisch-geschneidertem Gewand daher und die alte Dichterstube von Siegfried von Vegesack ist in den 3. Stock umgezogen, wo sie in eine umfassende multimediale Ausstellung über den bayerisch-baltischen Schriftsteller und sein schöpferisches Leben integriert wurde.

Erbaut. Zerstört. Entdeckt.

Geschichte von Burg Weißenstein

Geflochtene Eisenringe vom Kettenhemd, Rüstungsteile, Harnisch-Fragmente, Geschosskugeln, Blattkacheln, Dokumente, Postkarten, Medienstationen und vieles mehr erzählen in der neuen Ausstellung vom ritterlichen Leben auf der Burg, geben frische Einblicke in die Baugeschichte des alten Gemäuers und verraten, wie der einstige Herrschaftssitz zur Attraktion für Touristen und Einheimische wurde.

Erstmals urkundlich erwähnt wird das »castrum in Weizzenstain« in einer Urkunde aus dem Jahre 1244. Ausgebaut wird die Burg wohl schon ab dem 12. Jahrhundert und zwar als Ministerialensitz der Grafen von Bogen. Es ist leicht vorstellbar, dass bereits vorher eine Befestigung auf dem Quarzriff existiert, um den Säumern, Händlern und Reisenden Schutz zu bieten, die auf dem »Böhmweg«, dem Handelsweg von Deggendorf nach Böhmen, unterwegs sind.

Von den Grafen von Bogen über die Ritter von Degenberg gelangt die die Burg über die Jahrhunderte schließlich in den Besitz von Herzog Maximilian von Bayern. Er installiert 1609 dort den Sitz des Pfleggerichts Zwiesel-Weißenstein. Aber schon um 1633 im 30-jährigen Krieg, 1742 im Österreichischen Erbfolgekrieg und 1764 durch einen Sturmwind wird die Burg schwer beschädigt und schließlich zerstört. Sie verfällt und bleibt ab Ende des 18. Jahrhunderts eine Ruine. Im 19. Jahrhundert wird sie gar als Steinbruch benützt und weiter abgetragen.

Burg Weißenstein ist ein besonderer Ort: seit jeher zeichnet sie sich – damals strategisch, heute als Attraktion – durch ihre Lage aus: Von diesem exponierten Standpunkt aus kann der gesamte Mittlere Bayerische Wald überblickt werden.

Ein Balte in Bayern

— der Schriftsteller Siegfried von Vegesack

G‘spinnata Baron, Dichter, Geschichtenerzähler, Grenzgänger, Weltbürger, Heimatloser, Turmbesitzer, Gastgeber, Bohemien, bayerischer Balte — die neue Ausstellung im 3. Obergeschoss des ›Fressenden Hauses‹ in Weißenstein präsentiert das facettenreiche, abenteuerliche und schöpferische Leben des Schriftstellers Siegfried von Vegesack.

Der Dichter und seine erste Ehefrau, die schwedische Schriftstellerin Clara Nordström, erwerben den ›Turm‹ in Weißenstein im Jahre 1918 für 8000 Mark. »Mit vierundsiebzig Bierseideln, sechs steinernen Kanonenkugeln und einem ungeheuren runden Tisch« richten sie sich dort »gemütlich« ein.

Als scharfer Beobachter seiner Umgebung, der Menschen um ihn herum und als Meister im Heraufbeschwören von Erinnerungen erzählt Siegfried von Vegesack mitreißende Geschichten gespickt mit einer gesalzenen Prise Humor und Selbstironie. Sein Gesamtwerk umfasst etwa 55 Bücher, darunter Romane, Erzählungen, Lyrik, Dramen, Essays, Kurzgeschichten oder Reiseberichte.

In sechs Kapiteln – aufgeschlagen rund um den großen hölzernen Tisch – gibt die multimediale Ausstellung spannende Einblicke in von Vegesacks Schaffenswelt, sein privates Umfeld und das außergewöhnliche Leben im Turm. Hörstationen, Filmausschnitte, großformatige Fotografien, Bücher, Dokumente und skurrile Objekte aus dem Nachlass der Familie von Vegesack illustrieren vergangene Zeiten, den ›Turm und die Türmer‹.

Ein besonderes mediales Erlebnis ist der 360°-Film ›Flucht in die Wälder‹ von Emil Spiewok. Der junge Weißensteiner Filmemacher erzählt nach einer wahren Begebenheit von Siegfried von Vegesacks rebellischem Geist.

Maßgeblich gefördert wurde die Ertüchtigung des ›Fressendes Hauses‹ durch das Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, die Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern und den Landkreis Regen.

Im 2. Obergeschoss findet man aktuell die Sonderausstellung - Romantische Augen-Blicke Deutsch-Baltische Kunst des 19. Jahrhunderts.

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